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Lyrisches Ich Überblick

Definition: Lyrisches Ich 


Unter dem lyrischen Ich versteht man in der Literaturwissenschaft den fiktiven Sprecher oder die Stimme eines Gedichts.

 

 

Es dient zur Unterscheidung des formalen (lyrischen) Ichs  von einem realen (empirischen) Ich.

Eingeführt wurde der Begriff von Margarete Susman in “Das Wesen der modernen deutschen Lyrik” im Jahre 1910.

 

Lyrisches Ich vs. biographische Deutung 


Die Bestimmung eines lyrischen Ich ist auch als Gegenentwurf zu der gerade in der idealistischen Literaturwissenschaft des 19. Jahrhunderts überstrapazierten autorenbezogenen, biographischen Ausdeutung von Literatur zu sehen.

Gedichte wurden von diesem Ausgangspunkt primär immer als Ausdruck eines authentischen (im besten Fall unterbewussten) biographischen Erlebnisses eines Autors interpretiert.

Die Fiktionalität eines Textes wurde der  Authentizität stets untergeordnet.

Diese traf vor allem in hohem Maß bei der Interpretation von Gedichten zu. 

 

Individualisierung:


Diese Übergewichtung ist auf die besondere Perspektivenlage des europäischen Humanismus der frühen Neuzeit zurückführen.

Hier geschieht die Sichtweise auf den Menschen vor allem unter der Fokussierung  Individualisierung und Subjektivierung.

Daraus ergab sich die “natürliche” Grundlage auch die von Dichtern geschaffenen Texte unter diesem (eingeschränkten) Gesichtspunkt zu interpretieren.

Demgegenüber wird mit dem lyrischen Ich eine fiktive, formale Erzählfigur geschaffen.

Diese muss zwar nicht grundsätzlich vom Autor des Werkes abgegrenzt werden, lässt aber eine breitere Basis in der Interpretation von inhaltlichen Aussagen zu.

Deshalb gingen auch nachfolgende Neuinterpretationsversuche des Begriffs am eigentlichen Kern seiner Kernaussage vorbei. 

 

Explizites vs. implizites lyrisches Ich:


Das lyrische Ich kann hinsichtlich seiner Sichtbarkeit in literarischen Texten in zwei Kategorien eingeteilt werden: 

a) explizites lyrisches Ich:

Das explizite lyrische Ich ist in der Verwendung von Personalpronomen und Possessivpronomen, vor allem der 1. Person Singular (“ich” und “mein”) sichtbar.

Auch in der Nennung von bestimmten Personen eines Gedichtes tritt es markant hervor. 

z.B. Heinrich Heine – Der scheidende Sommer:

“Ich mußte von dir scheiden, 
Und wußte, du stürbest bald; 
Ich war der scheidende Sommer, 
Du warst der sterbende Wald.”

 

b) implizites lyrisches Ich: 

Hier ist aufgrund des Fehlens von Personalpronomen ein lyrisches Ich nur indirekt aufgrund der Schilderung, die der Autor vornimmt, als solches erkennbar. 

z.B. Theodor Storm  – Die Stadt: 

“Am grauen Strand, am grauen Meer

und seitab liegt die Stadt;

der Nebel drückt die Dächer schwer,

und durch die Stille braust das Meer

eintönig um die Stadt.”

 

Tests:


Explizites vs. implizites lyrisches Ich Übung

 

Übungsblätter:


Lyrisches Ich Übungsblatt

Lyrisches Ich Fragen Übungsblatt

Stilmittel lyrisches Ich Merkblatt