Rilke Der Panther:
Wir besprechen hier das Gedicht: Rilke Der Panther | Inhaltsangabe & Interpretation
Beginnend mit einer Inhaltsangabe der 3 Strophen folgt eine Analyse der Struktur und der rhetorischen Stilmittel.
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Gedicht: Der Panther
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf –. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille –
und hört im Herzen auf zu sein.
Im Jardin des Plantes, Paris
Historischer Hintergrund
Rainer Maria Rilke schrieb das Gedicht Der Panther im Jahre 1903 welches der Epoche des Symbolismus zuzuordnen ist.
Wie der Untertitel des Gedichts beschreibt, bezieht sich das Gedicht auf einen Panther, den Rainer Maria Rilke im “Jardin des Plantes” (ein botanischer Garten im Südosten von Paris) selbst gesehen hat.
Der Panther ist Rilkes berühmtestes Dinggedicht. Hier wird der Panther bzw. seine Lebensumstände distanziert und objektiv erfasst, Rilke macht sich zum Sprecher des Tieres.
Rilke der Panther Inhaltsangabe
In den drei Strophen vom Gedicht Der Panther geht es um einen gefangenen Panther, dessen Wildheit und Lebenswille in der Gefangenschaft gebrochen wurde und der nur noch als Schatten seiner selbst existiert.
Die drei Strophen umfassen “Blick, Gang und Wahrnehmung” des gefangenen Tieres.
Erste Strophe
In der ersten Strophe wird der begrenzte Lebensbereich (Kosmos) des Panthers thematisiert.
Sein Blickfeld umfasst nur noch die Gitterstäbe und weil er keine Hoffnung mehr hat, ist es auch ohne Bedeutung, ob es außerhalb der Gefangenschaft noch eine lebenswerte Welt gibt.
Zweite Strophe
Die zweite Strophe widmet sich der immer noch großen Kraft und Geschmeidigkeit des wilden Tieres, das aber gezwungen ist, “sich im allerkleinste Kreis” zu drehen.
Durch diese stereotype Handlung ist der Wille des Panthers gebrochen.
Dritte Strophe
In der dritten und letzten Strophe wird die ganze Leblosigkeit des Panthers beschrieben.
Jede äußerer Reiz, der noch seinen Weg ins Innere des Tieres findet, erlischt in der Hoffnungslosigkeit seines Daseins.
In anderen Worten, weil es keine Außenwelt des Tieres mehr gibt, ist auch sein Innenleben erloschen.
Analyse der Struktur
Das Gedicht Der Panther besteht aus drei Strophen mit 87 Wörtern in 5 Sätzen.
Die drei Strophen bzw. 12 Verszeilen zeichnen sich durch ihre monotone Gleichförmigkeit aus und sind im Präsens geschrieben.
Das Metrum ist jambisch mit jeweils 5 Hebungen (Ausnahme der letzte Vers mit 4 Hebungen):
Hebung: X Senkung: x
Die Kadenzen sind abwechselnd männlich und weiblich und bilden in ihrer Struktur das Umhergehen des Panthers nach.
Auch die durchgehende Anwendung des Kreuzreims verstärkt die monotone Struktur des Gedichtes:
1. Strophe: “abab” → Stäbe – hält – gäbe – Welt
2. Strophe: “cdcd” → Schritte – dreht – Mitte – steht
3. Strophe: “efef” → Pupille – hinein – Stille – sein
Hinsichtlich der Reimanordnung dominiert der Endreim:
Stäbe/gäbe, hält/Welt, Schritte/Mitte, dreht/steht, Pupille/Stille, hinein/sein
Rhetorische Stilmittel
Hinsichtlich des verwendeten rhetorischen Stilmittel ist vor allem die Personifikation hervorzuheben.
Der Panther “denkt” und “fühlt” wie ein Mensch und verkörpert in seiner Sprache dennoch stets glaubwürdig das gefangene Tier. z.B. ” sein Blick … ist müd geworden (Vers 1,2).
Weiters ist ein Gleichklang (Assonanz) bei den Wörtern “Stäbe/hält” (Vers 1, 2) vorzufinden, wobei das Wort “Stäbe” auch als Wiederholung (Repetition) im Vers 1 und 5 verwendet wird.
Das Stilmittel der Metapher (bildhafter Ausdruck) findet sich im Vers 9 (“Vorhang der Pupille) und Vers 12 (“hört im Herzen auf zu sein”).
Der Ausdruck im “allerkleinsten Kreis” (Vers 6) ist eine Hyperbel (Übertreibung) gefolgt von einem Vergleich im Vers 7: “ist wie ein Tanz von Kraft”.
Ein Paradoxon (Widerspruch) hingegen ist im Vers 8 zu finden: “betäubt ein großer Wille”.
Im Vers 5 ist eine Alliteration (Gleichklang der Anlaute) bei den Wörtern “Gang und geschmeidig” (Vers 5) vorhanden.
Ein weiteres Stilmerkmal ist auch das “Enjambement ” auch Zeilensprung genannt.
Ein Satz erstreckt sich über mehrere Zeilen (Verse). z.B. Verszeile 1 und 2.
“Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, daß er nichts mehr hält.”
Interpretation Gedicht der Panther
In seiner Gesamtheit betrachtet ist “Der Panther” ein Dinggedicht, weil es einem sprachlosen Wesen, hier ein wildes gefangenes Tier, eine Stimme verleiht.
Das vorliegende Gedicht ist eines der bekanntesten Gedichte des Symbolismus.
Es schildert in seiner Eindringlichkeit nicht nur die tatsächliche Gefangenschaft eines wilden Tieres in einem Käfig, sondern kann vielmehr als Metapher für den Alltag eines Menschen verstanden werden.
Die tägliche Routine, in der sich der Mensch “im kleinsten Kreis” dreht, kann auch den Blick auf ein (schöneres) anderes Leben versperren.
Obwohl es eine reine Schilderung eines Istzustandes anhand eines eingesperrten Tieres ist, kann es Appell verstanden werden, die eigene “Gitterstäbe” des Alltags als solche zu erkennen und diese vielleicht in einem weiteren Schritt zu überwinden.
Dies macht vermutlich den eigentlichen Erfolg des Gedichts aus, es spricht ein grundlegendes menschliches Bedürfnis nach Freiheit und einem Ausbruch aus festgefahrenen Strukturen an.
Hier findest du noch weitere Informationen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Panther
Der Panther Übungsblätter
- Gedicht Der Panther Quiz Übungsblatt
- Gedicht Der Panther Fragen Übungsblatt
- Gedicht Der Panther Literarische Analyse